Nächster Halt der Sommertour von Kerstin Geis war am Bahnhof. Am gleichen Tag wurde vom Bundeskabinett der Bundesverkehrswegeplan 2030 verabschiedet, da passte unser Thema „Mobilität und Bahnlärm“ sehr gut. Zahlreiche interessierte Nauheimerinnen und Nauheimer suchten das Gespräch mit uns und unserer Landtagsabgeordneten. Herr Thomas Mroczek vom Fahrgastbeirat berichtete sehr kompetent, welche Verkehrsplanungen auf die Nauheimer Bahnstrecke einwirken. Unsere Gemeinde ist und bleibt der enge Flaschenhals für mehrere Streckenzuführungen des Korridors Rotterdam/Genua, der Rhine-Alpine-Strecke. Über diese Route werden schon jetzt rund 30% des europäischen Gütertransitverkehrs geleitet. Das heißt für Nauheim schon heute mehr als 300 Güterzüge täglich, zusätzlich zum Personennahverkehr und Schnellzügen. Das bedeutet ganz konkret: wenn sich in der Schweiz ein kleines Kind über einen Stoffteddybär freut, ist dieser zuvor mit großer Wahrscheinlichkeit durch Nauheim gerollt. Produziert in China, per Seefracht z.B. in Rotterdam angeliefert, in einen Güterzug verladen, auf die Rhine-Alpine-Strecke eingefädelt und in Nauheim mit großem Geschepper Lärm gemacht.
Durch ständig wachsende Warenströme kommt die Strecke an ihre Kapazitätsgrenzen. Mit Optimierungen der Zugabstandssteuerung soll eine noch höhere Zugfrequenz erreicht werden. Was das für unsere Gemeinde bedeutet, kann man sich leicht ausmalen. Rund um die Uhr klapperndes Waggons, fast rund um die Uhr Fluglärm und bald auch wegen der näher an Nauheim heranrückenden A67 Auto- und Lkw-Krach! Bietet der Bundesverkehrs- wegeplan wenigstens für den Bahnverkehr eine Entlastung für Nauheim? Da bleibt nur ein eindeutiges „Nein“ zu sagen. Die geplanten Entlastungsstrecken setzen erst ab Büttelborn/ Klein-Gerau und hinter Bischofsheim ein.
Welche Perspektive bleibt? Ganz eindeutig: Lärm an der Quelle vermeiden bzw. reduzieren. Veraltete Güterzugwaggons müssen auf einen neuen technischen Stand umgerüstet werden. Neue Bremssysteme kosten pro Waggon nur 2.000 EUR, was sogar noch mit EU-Mitteln gefördert wird.. Das Gesamtinvestitions-volumen beträgt rund 300 Mio. EUR. Ein Witz, wenn man bedenkt, was Lärmvermeidung an besserer Lebensqualität und sinkenden Krankheitsrisiken bedeutet. Die Schweiz ist hier ein leuchtendes Beispiel. Dort dürfen ab 2020 keine alten Waggons mehr passieren!
Verkehrsminister Dobrindt will bundesweit 17 Messstellen an hochfrequentierten Bahnstrecken einrichten lassen. Dazu läuft ein Bewerbungsverfahren, an dem Bahnanrainerkommunen teilnehmen können. Die SPD Nauheim meint: eine Messstelle muss genau hier aufgebaut werden. Denn genau hier, in Nauheim, fahren die Züge mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h durch. Genau hier werden aussagfähige Messwerte erreicht.
Für die SPD Nauheim bedeutet das alles klare Handlungsaufträge: wir fordern die konsequente und schnelle Umrüstung der Waggons mit Lärmmindernden Brems- und Achsensystemen. Wir fordern die Einrichtung einer Messstelle an der Bahnstrecke durch Nauheim. Nauheim darf nicht zu einem Lärmghetto verkommen!