die SPD Nauheim äußerte bereits vor längerer Zeit die Absicht, einen eigenen Kandidaten / Kandidatin aufstellen zu wollen. Fraktion und Ortsvereinsvorstand haben jetzt gemeinsam mit unserem potentiellen Kandidaten bzw. Kandidatin nach reiflicher Überlegung beschlossen, auf eine Nominierung zum jetzigen Zeitpunkt zu verzichten.
Wir sprachen während der Suche mit einigen vielversprechenden Personen, die es als Ehre empfanden, als Kandidaten angesehen zu werden. Natürlich war es nicht für jeden unbedingt vorstellbar, tatsächlich auch zu kandidieren. Dagegen sprachen im Einzelfall die persönliche und familiäre Lebensplanung. In einem Fall erschreckenderweise auch subtiler Druck des Arbeitgebers, der dem potentiellen Kandidaten signalisierte, man solle die richtigen Prioritäten setzen – besonders, wenn man nicht gewählt würde und dann im Unternehmen weiterkommen wolle.
Unser Kandidat / unsere Kandidatin sollte, in gänzlich demokratischem Sinne, eine echte Wahlalternative zum derzeitigen Amtsinhaber sein. Wir konzentrierten uns bei der Suche auf Personen, die mit Nauheim regional fest verwurzelt sind und auch vom persönlichen Umfeld her gesehen einen Bezug zu unserer Gemeinde haben. Auf Personen, die nicht zwingend eine reine Verwaltungssicht mitbringen, sondern mit freiem Blick auf die vorhandenen Strukturen und Sachzwänge schauen und agieren können. Auf Personen, die dauerhaft ihre Ambitionen auf unsere Gemeinde fokussieren.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt möchten wir niemanden in den anstehenden Wahlkampf schicken, weil
– die langfristigen Folgen des Schutzschirms für Nauheim nicht abschießend deutlich geworden sind. Die Nauheimerinnen und Nauheimer sind immer noch mit der bundesweit höchsten Grundsteuer belastet. Ob die momentan günstige Haushaltssituation nachhaltig ist, oder von Sonderfaktoren (unerwartet hohe Gewerbesteuereinnahmen, Landesmittel aus div. Fördertöpfen,…) begünstigt wurde, bleibt abzuwarten. Ob es möglich ist, einerseits den Investitionsstau aufzulösen, die Belastungen der Bürgerinnen und Bürger spürbar zu senken und andererseits den Haushalt – wie von den Schutzschirmregeln verlangt – noch weitere Jahre ausgeglichen zu gestalten, bleibt ebenso abzuwarten. Hier wollen wir unsere Verantwortung als stärkste Fraktion in Zusammenarbeit mit den weiteren politischen Kräften in Nauheim wahrnehmen und mit entsprechenden Akzenten den Weg für eine tragfähige Zukunft unserer Gemeinde bereiten;
– es sehr schwierig wird, gegen den Amtsinhaberbonus anzutreten, wenn insbesondere die Unterstützung anderer Fraktionen eher nicht zu erwarten ist. Obwohl vor kurzem in der Presse zu lesen war, dass keine Wahlaussage getroffen würde, erinnert sich die SPD Nauheim sehr gut an eine Äußerung eines Fraktionsvorsitzenden während einer Sitzung der Gemeindevertretung, dass eine erneute Kandidatur Herrn Fischer´s begrüßt und unterstützt würde. Falls dieser Schwenk von der Konstellation im Kreistag betrieben wurde, erscheint es für die SPD Nauheim im Hinblick auf die anstehende Wahl als nicht belastbar;
– da vom Bürgermeister ein sehr früher Wahltermin (Januar) präferiert und mit verwaltungstechnischen Dingen begründet wird, wir stattdessen einen späteren Termin (März/April) bevorzugen, allerdings nicht absehen können, in wie weit unsere Position in der Gemeindevertretung mehrheitsfähig ist (siehe: mangelnde Unterstützung anderer Fraktionen), müssen wir mit Januar rechnen. Diese Zeit ist einfach zu knapp, unseren Kandidaten bzw. Kandidatin gegenüber den Nauheimer Bürgerinnen und Bürgern als Alternative zum Amtsinhaber aufzubauen. Jemanden ins Rennen zu schicken, der Gefahr läuft, „verbrannt zu werden“, wäre nicht sehr verantwortungsvoll. Weder gegenüber dem Kandidaten bzw. Kandidatin, noch den Wählerinnen und Wählern, die evtl. mit vielen Fragezeichen im Gesicht vor dem Wahlzettel sitzen.
Uns ist bewusst, dass wir mit dieser Entscheidung in uns gesetzte Erwartungen nicht erfüllen, dass wir – wie bereits geschrieben – im demokratischen Sinn jetzt keine Alternative für die Bürgermeisterwahl bieten und dass wir vielleicht auch mit einiger Häme fertig werden müssen. Allerdings blickt die SPD Nauheim nach vorne und bereitet ihren potentiellen Kandidat bzw. Kandidatin für die nächstfolgende Wahl, wann immer die sein sollte, vor. Die politische Wegbereitung soll auf dem kommunalpolitischen Parkett erfolgen, damit die Nauheimer Bürgerinnen und Bürger dem Bewerber / der Bewerberin dann gerne und mit einem guten Gefühl ihre Stimme geben.